Großer Musiker im Erdenrunde,
heimattreu, wohin du dich gewandt,
hast auf deinen Saiten du zur Stunde
Klänge für dein krankes Vaterland?
Herzerschüttrer, hast du für uns Klänge?
Hast du, Sänftiger des Leids, Gesänge?
Schwere Last seit aber hundert Jahren,
die uns unterdrückte schicksalhaft;
Volk an ihrer Kette, unerfahren,
war in Tatenlosigkeit erschlafft.
Schien sein Blut auch manchmal aufzuwallen -
wollt es doch rasch wie ein Fieber fallen.
Beßre Zeiten kamen. Wiederkehren
mit dem Morgendämmern auf einmal
die erstorbnen Wünsche, das Begehren
unter der Genesung süßer Qual,
und wir brennen wieder, Blut und Leben
für der Ahnen Heimat hinzugeben.
Jeden Pulsschlag fühlen wir zusammen,
bei dem heil'gen Namen pocht das Herz;
ihre Schande macht auch uns entflammen,
wir erleiden mit ihr jeden Schmerz;
Größe hab sie auf dem Throne droben,
Söhne, stark und glücklich, solln sie loben.
Großer Schüler dort, wo Stürme tosen,
wo ein Weltherz schlägt mit starkem Schlag,
wo, getönt von Blutes Purpurrosen,
Sonne endlich aufzugehen wagt,
wo in Volkes wildem Meeresbranden
schnell die alten Ungeheuer schwanden.
Und statt ihrer schneeweiß vor uns allen
gehn der reine Fleiß, der Frieden mild;
und die Kunst in strahlend schönen Hallen
prägt der Zeit auf ihr erhabnes Bild;
hinter jeder Stirn Gedanken blühen,
mächtig sich des Volkes Hände mühen -
Großer Lehrer, laß dein Lied ertönen:
Wenn es von vergangnen Tagen schallt,
sei dein Flügel wie des Sturmes Dröhnen,
in dem unsres Kampfes Donner hallt,
und im Sturz der ungestümen Klänge
höre man unsre Triumphgesänge.
Laß ein Lied ertönen, daß die hehren
Ahnen rührn sich in der Dunkelheit,
nun in ihre Enkel heimzukehren
mit der Kraft ihrer Unsterblichkeit,
Segen bringen ungarischem Lande,
den verräterischen Söhnen Schande.
Wenn dich bannen dunkler Zeiten Nöte,
weht ein Schleier um die Saiten sacht:
Deine Stimme sei des Windhauchs Flöte,
die in herbstlich braunen Blättern klagt,
und in mild besänftigenden Chören
soll sie alte Trauer uns beschwören.
In den Männerarmen der Gedanken
blasse Frau Melancholie erwacht,
vor Mohács sehn unser Heer wir wanken,
und der Bruderkrieg ist neu entfacht,
dann in Tränen findet uns der Schlummer,
lindernd unsrer Herzen späten Kummer.
Weckst die Liebe du zum Vaterlande,
die die Gegenwart umfängt voll Kraft,
knüpfend der Erinnerung schöne Bande,
das Vergangne wahrt und Zukunft schafft,
laß erschallen machtvoll deine Saiten,
daß die Herzen sich in Liebe weiten,
daß in Söhnen Taten sich entfalten,
wie die reine Leidenschaft erwacht,
die, zu tun, zu handeln, durchzuhalten,
Kräftige und Schwache einig macht;
wie ein Mann soll die Nation sich finden,
ehernen Arms die Zwietracht überwinden.
Selbst der Stein, wie Bein von unserm Beine,
sei durchlebt von heil'ger Freude Drang,
Welle, Blut von unserm Blut alleine,
fließt durchglüht den Donaustrom entlang.
Hier, nach schlechten Tagen oder schönen,
soll begeistert diese Erde tönen.
Wenn du hörest, wie mit deinen Saiten
auch die Heimat von dem Lied erklingt,
das im Widerhall in alle Weiten
nun das Volk mit mutigen Stimmen singt,
komm, und segnend heb mit uns die Hand:
Sieh, die Seele lebt in Árpáds Land.