Kolleritsch, Alfred: Es macht mir immer weniger
Es macht mir immer weniger (German)Es macht mir immer weniger Mühe, aufzustehen. Das ist kein Zeichen von Glück. Ich gehe vor das Haus und sehe das verbrannte Gras, auf den Gartenbänken und Stühlen liegt kein Tau, der grüne Gartenschlauch ist nicht der gartenschlauch, von dem ich geträumt habe.
Da fällt mir ein, daß ich vergessen habe, an dich nicht zu denken. Deine Gegenwart siedet in mir mit dem alten Gebrumm. Das Schildenkrötennot Zenons bleibt mir auf den Fersen. Du gehst weg, ich stehe still, die Entfernung ändert nichts an der Nähe.
Über mich selbst fallen mir nur Dinge ein, die ich sehe, jede kante, jede Linie ist ein Rand, ein Ufer, an dem es aufhört.
Tische, Flaschen, Stachelbeersträucher, eine vertrocknete Maus, ich halte mich hin, aber nicht wie ein Saugnapf. Das Äußerste ist die Gleichgültigkeit und ihre Enzyklopädie, ein Sommermorgen mit wenig Freude am Weiterlesen in Flauberts "Bouvard et Pécuchet".
Von dir kommt kein Brief, keine Karte. Ich vergleiche das mit dem, was du gesagt hast. Ich bleibe übrig, so kurz, daß ich unnachweisbar bin, blutstürzlerisch schnell auf der Schwelle verschwunden.
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