Hab gelebt... kann man das sagen?
Seit dem Tag, da es begann,
mußte ich mich ewig plagen,
daß ich Lebenslust gewann.
Ach, seit mich die Amme setzte
in mein schwankes Lebensboot
und aufs Meer, das sturmzerfetzte
schickte -, kenne ich nur Not!
Als der Himmel mich erblickte,
hing er grau und regenschwer.
Ehe mir ein Lächeln glückte,
konnt' ich weinen umsomehr.
Freuden schmeckten mir meist bitter,
ließ manch einen Becher stehn,
um dann wieder wie durch Gitter
nach erträumtem Glück zu spähn.
Manchmal langte ich hinüber,
pflückte eine Rose scheu.
Freute ich mich kaum darüber,
fiel die Blüte ab dabei.
Suchte dann auf allen Wegen,
bis ich eine andre fand.
Sah sie freundlich mir entgegen,
hab ich stumm mich abgewandt.
Freiheit nur war mein Begehren
trotz der Fesseln, die ich trug,
wollt' den Kampf mir nicht erschweren,
war mein Los doch hart genug.
Glich dem Wild, das seine Schlingen
will zerreißen, dem nicht glückt,
aus dem Fangnetz zu entspringen,
und nur tiefer sich verstrickt.
Träume, die mich einst verbanden
mit der Welt, wie Nebel sind
sie zerstoben und entschwanden ach,
so bald verweht vom Wind.
Meiner Jugend hohe Ziele:
Rauch, der in die Ferne floh!
Hoffnung, Inbrunst der Gefühle,
meine Welt, wo ist sie, wo?...
Sterben! Doch dies selbst zu wagen,
fehlte mir der Mut bis heut.
Bin nicht stark genug, zu tragen
dieses Lebens Last und Leid.
Wer, wer nimmt sie mir vom Rücken?...
Doch halt aus, mein Herz! Ich kann
noch ein letztes Licht erblicken,
und das leuchtet mir voran.
Ja, du bist es, Himmelsleuchte,
du, der Liebe holder Schein,
der mir oft zum Trost gereichte,
du, du läßt mich nicht allein,
guter Mond, wirst mich begleiten,
bis zum Grab ist's nicht mehr weit,
wirst den Schleier drüber breiten,
läßt mich ruhn dort, frei von Leid.